Keine Windräder in unseren Stadtwald
Nach dem Waldbegang vom Samstag steht für uns als Freie Wähler Bürger für Büren fest, dass wir einer Aufstellung von Windrädern auf den ausgewiesenen Kalamitätsflächen im Rat nicht zustimmen werden.
Beweggründe:
Immer noch leidet der Wald unter den Folgen von Kyrill, Stürmen und Borkenkäfern. Auch der aktuelle Waldzustandsbericht des Landes NRW zeichnet kein gutes Bild vom Zustand unserer Wälder.
In dieser Situation können wir von Glück sagen, dass unsere Vorväter nach dem Krieg in weiser Voraussicht keine „Monokulturwälder“ angelegt haben, sondern den Wald abwechselnd mit Nadel- und Laubbäumen bestückten, sodass hier keine großen Waldregionen und Bergzüge wie z.B. im Sauerland vernichtet wurden [Kalamitätsflächen (rot) rund um Warstein].
Zu unseren Flächen:
Die Kalamitätsflächen und die geplanten Windräder |
Wir haben einen Streifen mit Mischwald bestehend aus 16 verschiedenen Baumarten, d.h. einen Streifen Fichtenwald, ein Streifen Mischwald und das Ganze vier Mal. Hier wurde ein Waldstück angelegt, das heute Vorbild für moderne Wälder sein kann. Die Fichtenbestände in diesen Streifen sind durch den Borkenkäfer vernichtet worden. Diese Streifen sind 60 bis 65 Meter breit und ca. 500 Meter lang. Auf diesen Streifen sollen zwei Windräder gebaut werden.
Die umliegenden Flächen des Waldes sind alle samt FFH-Gebiet.
Was ist in unserem Wald besonders schützenswert:
Die Wälder Deutschlands sind für den Naturschutz von hohem Interesse, handelt es sich doch um weitgehend naturnahe Ökosysteme mit vielfältiger Artenausstattung. Dies kommt auch im Rahmen der FFH-Gebietsausweisung zum Ausdruck.
Unsere vier Streifen (s.o.) gehören nicht zum FFH-Gebiet, weil sie nicht nur aus Buchenwaldbeständen bestehen. Sie sind jedoch wesentlich wertvoller, da sie neben den Buchen noch bis zu 15 anderen Baumsorten Raum geben. Darunter gehört auch die Roteiche, die nächstes Jahr „Baum des Jahres“ wird.
Durch eine intensive Naturverjüngung auf der einen Seite (die Streifen sind schon wieder mit Fichten, Buchen und weiteren Baumsorten und einer Höhe von bis zu 2,50 Metern bewaldet) und einer beispielhaften Aufforstungsinitiative durch Herrn Hesse und seiner „Stiftung Naturfreunde“ auf der anderen Seite, ist es schwer nachvollziehbar, einen bereits so stark nachwachsenden Wald als Kalamitätsfläche auszuweisen. Allein auf der Kalamitätsfläche für das dritte Windrad wurden 10.000 Bäume (18 Baumarten) angepflanzt. Sie sind z.T. schon wieder 3-4 Meter hoch. Aber: laut Gesetzgeber können diese „Freiflächen“ bis zu 15 Jahre als Kalamitätsfläche gelten.
Weiterhin ist anzumerken, dass die Zusammensetzung unseres Waldes in seiner Vielfalt so kaum noch in NRW vorzufinden ist. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen unserer Forstministerien (siehe Zeitungsartikel Dem Wald geht es nicht gut).
Weitere Entscheidungskriterien:
- Unsere Kalamitätsflächen sind sehr klein. Folglich muss weiterer Wald gerodet werden, um genug Platz für den Windradbau zu bekommen. Einen Eindruck vom Bauvolumen eines Windrades vermittelt die Seite über den „Windpark Rennweg“ in Warstein (Link: https://www.windpark-rennweg.de/Windpark-Rennweg-Bautagebuch/). Die Situation in Warstein stellt sich aber anders dar, da es sich um große Freiflächen handelt (Bild s.o.)
- Jede offene Fläche schafft weitere Angriffsflächen für Wind und Sonne, ganz abgesehen von den Schleppwinden, die ein weiteres Austrocknen forcieren (interessant dazu vielleicht folgender Link: https://naturwald-akademie.org/viel-wind-um-die-windkraft-im-wald/)
- In den freigewordenen bzw. nachwachsenden Streifen finden sich vermehrt Fledermäuse ein, hier spielt das Totholz eine große Rolle für die Wiederansiedlung verschiedener Wildtiere.
- Der Wald ist ein in sich geschlossenes und komplexes Biotop mit wichtigen Funktionen für den Wasserhaushalt und die CO2-Regulation, zudem bietet er Schutz für die Tierwelt.
- Der Wald hat eine hohe soziale Funktion, er dient den Menschen als Ruhe- und Erholungsraum (möchten Sie hier auch ein dauerndes „Wisch…Wisch…Wisch“ hören? Dürfen wir den Wald im Winter nicht mehr betreten, da Eisschlag droht?)
- Eine Rodung der bereits durch die Hessestiftung aufgeforsteten Flächen konterkariert das Engagement der Bürger/Bürgerinnen und Jugendlichen. So macht man ehrenamtliches Engagement kaputt.
- Solange andere Standorte und Alternativen der Energieerzeugung nicht ausgereizt sind, darf der Wald nicht angetastet werden.
- Wissenschaftler fordern: Keine Windenergie im Wald!
Weitere noch offene Fragen:
- Verlauf der Zuwegungen zu den Windkraftanlagen
- Zu verlegende Kabeltrassen
- Windräder direkt am Rand eines FFH-Gebietes?
- Wie ist es mit der Bodenbeschaffenheit? Karst ist der Untergrund. Der Wasserspeicher reicht bis nach Brenken und füllt die Alme mit Wasser.
- Alle reden vom Naturschutz. Sind sie schon vergessen, die Kämpfe um den Erhalt des Waldes gegen den Flughafenausbau in Frankfurt, gegen den Ausbau der Tesla Gigafactory in Brandenburg, gegen die Rodung der Wälder für den Braunkohletagebau? Usw. Usw.
Wir setzen hier ein intaktes Ökosystem leichtfertig aufs Spiel, um eine Gewinnmaximierung zu erzeugen! - Was geschieht mit der Tierwelt. 3 bis 5 Jahre Bauzeit im Wald. Hier finden Tiere keine Ruhe mehr. Einige Arten werden zurückkehren, doch die vom Aussterben bedrohten Arten werden wohl für immer weg sein.
- Sicherlich: Für jeden gefällten Baum muss mehr als ein Baum nachgepflanzt werden.
Aber wo? Herr Menzel kennt kaum noch eine Stelle, wo man dies ermöglichen kann (warum muss man künstlich geschaffene Wälder anlegen, die Jahre brauchen bis sie zu einem echten Wald werden, wenn man doch nur die alten Flächen wieder aufforsten muss?)
Und eine Streuobstwiese (als eine mögliche Ausgleichsmaßnahme) ist sicherlich kein Ersatz für ein intaktes Waldsystem.
Dies sind nur ein paar Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Die Windkraftfrage ist äußerst vielschichtig und viele Aspekte wurden noch nicht angesprochen (im Internet finden Sie reichlich Informationsmaterial, dieses hier anzuführen würde den Rahmen sprengen). Auch die Fragen wer finanziert das, wer profitiert, was haben die Bürger davon usw. bedürfen einer genaueren Analyse.
Der Waldbegang hat uns tief beeindruckt und zugleich auch resigniert.
Hoffen wir, dass wir unseren Wald nicht dem Kommerz opfern werden. Wir halten sie auf dem Laufenden.